Guggolz, Nino, Bücher – drei magische Kreise schliessen sich

Sebastian 1Tage später …  die Buchmesse in Frankfurt am Main ist längst vorbei. Nicht vergessen sind all die Begegnungen, die überraschenden Momente ….

… Eisblau und und glitzernd kalt – so empfängt mich an meinem ersten Messetag die Halle Finnland cool. Ich bin zu spät, die Veranstaltung hat bereits begonnen. Auf der Bühne wird vorgelesen und als ich die Worte „…vom Toivola Jussi“ vernehme, weiss ich, ich bin richtig. Verleger Sebastian Guggolz sitzt rechts außen und liest aus „Frommes Elend“. Im anschließenden Interview von Helene Moster befragt, warum man dieses Buch lesen sollte, antwortet Sebastian Guggolz, dass wir einfach zu wenig über Finnland wissen. Finnlands Geschichte sei aber hochspannend und unterscheide sich elementar von der Geschichte anderer skandinavischer Länder. Sebastian 3Auch könne man Sillinpääs Roman als eine Art Vorgeschichte zu den Romanen von Katja Kettu und Sofi Oksanen lesen. Liebevoll spricht der Verleger vom feinen Humor des Autors und den kleinen Momenten des Glücks, welche uns diese – ganz und gar ohne Pathos – erzählte Geschichte schenken würde.

Ich lasse mich weitertreiben zu den verschiedenen Verlagsständen. Und egal, ob bei Diogenes, Hanser, Wagenbach, Kiepenheuer & Witsch oder Suhrkamp – immer sind die Begegnungen von großer Emotionalität und unendlicher Freude geprägt. Man geht von einem zum nächsten Stand, als wäre dies ein Mietshaus und alle Bewohner seien eng miteinander vertraut. Begeistert stellen alle Verlage der Klappentexterin und mir die Neuheiten 2015 vor und unsere Buchhändlerherzen gehen auf. Aufmerksam von den Verlagen mit Getränken, Keksen und Espresso versorgt, bemerken wir, dass die Zeit so rasant vergeht, dass für so elementare Dinge wie Essen und Trinken kaum Zeit bleibt.

murakami_fans_fbm14_dumontGanz besonders große Freude dann am Messestand von Dumont, wo es japanisch turbulent mit den Büchern von Haruki Murakami und wienerisch charmant mit Petra Hartlieb zugeht. Ich lerne Pinkfisch kennen, eine ebenso begeisterte Leserin der Bücher von Murakami, wie die Klappentexterin und ich es sind.

Später erzählt Petra Hartlieb uns vom Entstehen eines Romans. Und dass sie eine typische Zwischendurchschreiberin sei. Was sie damit meint? Sie könne sich jetzt sofort mit ihrem Laptop hier hinsetzen und einen Geschichte schreiben! Wahnsinn. Naja, nicht jeder braucht Ruhe und Abgeschiedenheit wie Thomas Mann –

fbm14_petrahartliebWir drei Bloggerinnen (hier mit Vera von Glasperlenspiel13) können gar nicht aufhören zu fragen, doch die Zeit drängt, wartet doch in Kürze eine ganz besondere Begegnung auf uns. Ein Kreis wird sich heute Abend schließen, wenn wir gemeinsam mit Caterina von SchöneSeiten Nino Haratischwili begegnen werden. Ihren Roman „Das achte Leben“ haben wir Bloggerinnen von Anfang an begleitet.

Doch vorher schließt sich auf wunderbare Weise ein ganz anderer Kreis …

… War mein Besuch in der Halle bei Finnland cool am Anfang dieses Messeausflugs so etwas wie eine eiskalte Vorspeise, so ist die letzte Begegnung am Messestand des Guggolz-Verlages das krönende Dessert!! Der charmante Verleger erzählt der Klappentexterin und mir mit schwärmerischem Blick von seiner tiefen Liebe zum gedruckten Buch. Er beschreibt, wie er in Antiquariaten und auf Märkten nach vergessenen Romanen stöbert und warum Guggolz „der Verlag mit den zwei Büchern“ heißt. Mehr dazu in meinem Interview mit Verleger Sebastian Guggolz bei we read indie.

Wir verlassen das Messegelände wie eine verschworene Gemeinschaft Richtung Offenbach. Unser „Dinner“ ist vorerst beendet. In alten Romanen ziehen sich die Herren nun dezent zurück, um am Kamin eine Zigarre zu rauchen und einen Single-Malt-Whisky zu genießen. Die Damen trinken Kaffee oder heiße Schokolade.

Unsere „Runde am Kamin“ wird begleitet von Nino Haratischwili. Magische heiße Schokolade spielt in ihrem Roman „Das achte Leben“ eine nicht unwichtige Rolle. Sie liest und beantwortet anschließend Fragen im Hafen 2 in Offenbach. Aufmerksam folgen wir ihren Worten.

Nino und Buchmesse 001Mich beeindruckt ganz besonders, wie sie da ohne jegliche Moderation ganz allein auf der Bühne sitzt und souverän und absolut fehlerfrei Auszüge aus der Geschichte liest. Ihrer Stimme zu lauschen ist ein Geschenk. Ich wünsche, es möge nicht enden.

Einen geradezu magischen Moment erleben wir nach der Lesung. Wir entdecken einen alten grün angestrahlten Wohnwagen, der geradezu danach schreit, als Fotomotiv zu dienen. „Das grüne Haus“ – ein häufiges Motiv in Ninos Roman.

IMG_3196Hier mit Nino und ihrer Mama Tamara. Wir hatten jede Menge Spass. Und wir waren neugierig! Beide haben hingebungsvoll – auch beim späteren Abendessen mit israelischen Vorspeisen und Rotwein – jede noch so neugierige Frage von uns beantwortet.

Einen schönen Bericht über diesen Abend mit der Frankfurter Verlagsanstalt und Nino könnt Ihr nachlesen bei we read indie.

 

Nino und Buchmesse 007Weitere sehr lesenswerte Beiträge zum Thema Buchmesse 2014 in Frankfurt findet Ihr bei Klappentexterin, Glasperlenspiel, Lust zu Lesen, Literaturen, pop-polit, Buzzaldrins Bücher und bei vielen anderen …

 

 

… Ruhe von all dem Trubel finde ich einen Tag später in Mainz, wo sich für mich der dritte Kreis schließt. Noch unter dem Eindruck der übervollen Bücherwände in den Messehallen mit Romanen von Patrick Modiano, Lutz Seiler, Dave Eggers, Haruki Murakami, … entdecke ich in Mainz eine Straßenbibliothek. Eine Art gläserner Bücherschrank mitten auf dem Gehweg. Nino und Buchmesse 008Ganz still ist es und ich stöbere (natürlich!) ein bißchen, entdecke dabei Isabel Allendes „Geisterhaus“ neben „Jesus von Texas“ von dbc Pierre. Gemeinsam mit vielen anderen gelesenen Büchern warten sie geduldig auf neue Leser.

 

Am Ende dieses verrückt schönen Messe-Trips  gönne ich mir einen langen Spaziergang durch Mainz und entlang am dunkelgrün dahinströmenden Rhein.

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9 Antworten zu “Guggolz, Nino, Bücher – drei magische Kreise schliessen sich

  1. Was für ein schöner, runder und atmosphärischer Beitrag, liebe masuko! Wohlig warm ist mir jetzt und ich lächele in die Nacht. Ganz lieben Dank! Auch für das wunderbare Interview, das morgen erscheinen wird.

    Alles Liebe,
    Klappentexterin

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    • Na, dann. Eine geruhsame Nacht! Auf all das und noch viel mehr trinken wir morgen einen vietnamesischen Blütentee!

      Liebe Grüße, masuko

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    • Ein Dankeschön auch von mir für diesen schönen Bericht und das tolle Interview mit Herrn Guggolz (ja, auch ich habe es schon gesehen 😉 )! Ihr zwei habt mich richtig angesteckt mit eurer Begeisterung für diesen Verlag, ich werde ihn ab sofort im Blick haben.

      Liebe Grüße und auf ein baldiges Wiedersehen!
      caterina

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      • Mir hat das diesmal irgendwie besonderen Spass gemacht – mit so einzigartigen Menschen wie Nino und Sebastian Guggolz. Ja, seinen Verlag „im Blick zu haben“ – lohnt sicher.

        Ein nächstes Wiedersehen … hoffentlich bald!
        Bis dahin liebe Grüße, masuko

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  2. Liebe Masuko,

    Es war ein Vergnügen, Dich kennenzulernen! Und noch dazu deinen wunderbaren Blog zu entdecken. Wenn es mich bald wieder in deine Stadt verschlägt, sieht man sich vielleicht 😉

    Herzliche Grüße,

    Pinkfisch-Sarah

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    • Liebe Pinkfisch-Sarah,
      ja, sag unbedingt Bescheid, wenn du mal in der Stadt bist. Dann treffen wir uns ein bißchen länger, um in Ruhe und noch viel mehr über unsere gemeinsame Leidenschaft Murakami zu plaudern.

      Ein Wochenende mit viel Sonne und einem guten Buch dazu wünscht dir
      Masuko

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  3. Pingback: Frankfurter Buchmesse 2014 | Bibliomaniac's Diary

  4. buecherliebhaberin

    Den Bücherschrank in Mainz muss ich mir merken bzw. gleich mal vorbeigehen 🙂

    Liebe Grüße von Vera

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    • Das war an der Ecke Taunusstrasse 40 oder 42. Eine Strasse mit einem roten Straßenschild (was mir übrigens unglaublich gut gefiel: parallel zum Rhein blaue zum Rhein hinführend rote Straßenschilder). Kann man sich nie verlaufen –

      Einen schönen Tag und liebe Grüsse, Masuko

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