Das historische Istanbul erleben! Mit Zaimoglu in die 30er Jahre reisen und sich einlassen auf einen sprachgewaltigen Roman … Die Vorfreude ist groß. Der Anfang des Romans ebenfalls. Weil das erste Kapitel den Namen „Der Erbarmer“ trägt und dies einer von vielen Namen Allahs ist, schaue ich ins Inhaltsverzeichnis. Es besteht aus 99 Kapiteln, die jeweils mit einem Namen Gottes überschrieben sind und sich Der Erhabene, Der Verzeiher, Der Großzügige … nennen. Im Vorsatz lese ich aus einer Überlieferung des Propheten, Gott hätte neunundneunzig schöne Namen, einen weniger als hundert.
Meine Neugier ist jetzt geweckt und ich beginne mit dem Prolog, der sich ebenfalls wie eine Aufzählung vieler Namen liest: Sie nennen mich Hitlers Sohn. Flüchtiger Arier. Kind mit Kraft. Sie nennen mich Windhundwelpe des Führers. Sie rufen mich den Gelben, die kleine Sonne, Zauberperle, lachendes glückliches Äffchen. Sie sagen: Verwandle dich nicht, und wir werden dich bewundern … Sie knurren die Laute, die Türken, sie pressen sie heraus, die Koseworte … Sie nennen mich: Das deutsche Kind, das die Düsternis vertreibt.
Das Kind heißt Wolf und schaut mit sehr klugen Augen in diese Metropole, eine Stadt voller Türken, Armenier, Tschetschenen, Griechen, Kurden … Weiterlesen