Schlagwort-Archive: S. Fischer Verlag GmbH

Het smelt. Und es schmilzt. Lize Spit

spit_und_es_schmilztUnd es schmilzt ist ein Buch, das ganz unterschiedlich gelesen und aufgenommen wird. Wir Bücherfreundinnen Maria von der Buchhandlung ocelot, die Klappentexterin und ich haben bei einem Aperol Spritz ganz ungezwungen darüber geredet. Es fielen Worte wie krass, schmerzhaft, schrecklich und trostlos. Aber auch irre gut, grandios, klug, würdig und lebensweise.

Auch wenn wir keinen gemeinsamen Nenner finden konnten, war unser gemeinsames Fazit, dass es ein gutes Buch ist, das seinen Weg gehen wird. Weil Lize Spit bestechend gut erzählt und die Tristesse eines Lebens auf dem Land sowie das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, mit überraschenden Metaphern beschreibt.
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American War – düster, melancholisch und voll flammender Kraft

el_akkad_american_warBeim Lesen von American War stellt sich bei mir das Gefühl ein, alles sei ganz ohne Farbe. Als würde ich einen alten Schwarz-Weiß-Film mit braunen Tönungen schauen. Da ist immer wieder das morastige Wasser des nahen Flusses, da ist die Hütte der Familie Chestnut (selbst die tropfende Wäsche auf der Leine besteht aus unauffälligen Kleidungsstücken in weiß und beige), da sind die trostlosen Weiten Amerikas. Kein Grün. Kein Leuchten. Keine Hoffnung. Es ist das Jahr 2074 und zwischen den Nord- und den Südstaaten Amerikas herrscht Krieg. In all dieser Tristesse leuchtet eine kleine Heldin. Mutig, entschlossen und wild. Sara T. Chestnut. Allein wegen ihr lohnt sich diese Story.  Weiterlesen

Roland Schimmelpfennig. An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts

SchimmelpfennigTiefer Winter. Aus Polen kommt ein Wolf nach Deutschland. Diese Geschichte beginnt so, dass ich sofort drin bin. Ich muss nicht lange kämpfen – bleib ich oder geh ich – nein, ich weiß sofort, hier bin ich richtig.
Roland Schimmelpfennig, bekannt als Autor diverser Theaterstücke, hat seinen ersten Roman geschrieben. Und der ist nominiert für den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse.
Der Wolf kam von Osten. Er lief über das Eis der zugefrorenen Oder, erreichte das andere Ufer des Flusses und bewegte sich dann weiter Richtung Westen … Der Wolf lief im Morgenlicht unter dem wolkenlosen Himmel über weite, schneebedeckte Felder, bis er den Rand eines Waldes erreichte und darin verschwand … (S. 5).

Einen Wolf hat man in Brandenburg und ganz besonders in Berlin seit vielen Jahrzehnten nicht gesehen. Doch jetzt ist einer da und zieht seine Spur durch den Schnee Richtung Nordwest. Selten dass jemand ihm wirklich begegnet. Meist ist es lediglich das Gerücht, ihn gesehen zu haben. Oder jemand findet seine Fährte oder ein blutiges Reh im Schnee. Dieser Wolf verbindet die Schicksale diverser Personen. In sehr kurzen szenischen Kapiteln erzählt Schimmelpfennig u.a. von dem Jungen Micha und dem Mädchen Elisabeth, die gemeinsam von zu Hause abhauen, um nach Berlin zu gehen, von einem alkoholkranken Mann, von dem polnischen Bauarbeiter Tomasz, einem Spätverkaufbesitzer und dessen Freundin.  Weiterlesen

Mirna Funk. Winternähe

funk_winternäheDie Titel der Longlist rufen und wollen gelesen und besprochen werden, doch mir gehen die Gespräche mit Lola Wolf immer noch im Kopf herum. Die letzten Seiten von „Winternähe“ sind längst gelesen und doch fällt es mir unsagbar schwer, die Geschichte los zu lassen, mich von Lola zu verabschieden. Lange ist mir keine Romanfigur so nahe gekommen, wie sie.

Etwa 35 Jahre alt, lebt Lola ein unstetes Leben in Berlin, bis sie eines Tages nach Israel reist. Denn hier lebt Shlomo. Ein Mann, der Lola viel bedeutet. Außerdem ist ihr die Stadt Berlin zu kalt, zu glatt, zu eben. Tel Aviv ist bunt, verrückt und spontan. Weiterlesen

Marina Keegan. Das Gegenteil von Einsamkeit

keegan_gegenteil_von_einsamkeitKlug und selbstbewusst schaut hier ein junges Mädchen in die Kamera. Ja, es ist Marina Keegan selbst und ich mag das Cover unendlich, kann nicht aufhören, es immer und immer wieder anzuschauen. Der Titel des Buches ist gleichzeitig der Titel ihrer Abschlussrede in Yale und steht für den Wunsch eines jungen Mädchens nach intensivem und lustvollem Leben. Und weil ich so beeindruckt bin, mache ich heute etwas, das Marina nie getan hätte. Sie, die eine fanatische Feilerin war, die umschrieb und umschrieb und umschrieb, selbst wenn alle anderen fanden, es sei fertig. (ES GEHT IMMER (NOCH) BESSER) (S. 20).

Ohne fanatisch zu feilen, hacke ich jetzt meine wilde Begeisterung in die Tastatur meines Laptops und sage: Lest dieses Buch! Und es ist egal, ob Ihr 20 oder 50 seid, ob Mann oder Frau. Weiterlesen