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Pierre Jarawan. Ein Lied für die Vermissten

jarawanEine Lesung mit Pierre Jarawan ist ein echtes Event, das man keinesfalls verpassen sollte. 2016 war ich zu der Präsentation seines Debüts “Am Ende bleiben die Zedern” in der Buchhandlung ocelot. Parallel zu seinen Geschichten über den Roman, über Beirut und den Libanon zeigte er eine spektakuläre Diashow. Schnell wurde klar – der Libanon ist ein aufregendes schönes Land voller Gegensätze. Da es so klein ist, kann man morgens in den Bergen Skilaufen und abends am Strand liegen und aufs Meer schauen!
Seitdem sind vier Jahre vergangen. Momentan finden keine Lesungen statt, ich habe aber Pierre Jarawan ein paar Fragen geschickt. Zuerst wollte ich wissen, ob ein Besuch des Libanon weiterhin lohne.
Ja, das würde es unbedingt, hatte er mir vor ein paar Tagen geantwortet. Auch wenn es aktuell natürlich schwierig sei – aber das Land ließe sich sehr leicht bereisen und hätte von Nachtleben bis Kultur und Natur viel Umwerfendes zu bieten. Weiterlesen

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Pierre Jarawan. Am Ende bleiben die Zedern

jarawan_am_ende_bleibe_die_zedernDie Zeder ist das Symbol der Flagge des Libanon. Die Zeder mit ihrem Duft ist es auch, die diese Geschichte begleitet. Wenn der Vater Brahim seinem Sohn Samir Geschichten aus der Heimat erzählt, dann ist immer auch die Libanon-Zeder darin verwoben. Aufgewachsen ist Samir in Deutschland. Als sein Vater spurlos und für immer verschwindet, ist der Junge gerade acht Jahre alt. Eigentlich war es ein ganz normaler Abend und wie immer erzählt Brahim seinem Sohn eine Gute-Nacht-Geschichte, küsst den ahnungslosen Samir auf die Stirn.

Es war der letzte Kuss, den er für mich hatte. Eine große Zufriedenheit überkam mich. Wie warme Daunen legte sie sich auf mich und hüllte mich ein. Dann fuhr er mir durchs Haar. Es war das letzte Mal, dass er es tat … Hätte ich damals gewusst, dass dies die letzten Sekunden waren, die mir mit meinem Vater blieben, ich hätte mir mehr Mühe gegeben. Ich hätte versucht, ihn länger anzuschauen … Aber ich war zu müde. Und so war das Letzte, was ich von meinem Vater sah, seine Silhouette im Türrahmen und wie er liebevoll – zumindest glaube ich das heute – zu mir herüberblickte (S. 98/99).  Weiterlesen