Schlagwort-Archive: Mittelmeer

Margaret Mazzantini. Das Meer am Morgen

mazzantini_das_meer_am_morgenFarid, Nachfahre nomadisierender Beduinen in Libyen, hat das Meer nie gesehen. Nie ist er durch seine erfrischenden Wellen getaucht. Doch in seiner Phantasie sieht er es oft vor sich … sternenübersät wie der Mantel eines Paschas. Blau wie die blaue Mauer der toten Stadt. Er hat die versteinerten Muscheln gesucht, die vor Jahrmillionen verschüttet wurden, als das Meer in die Wüste kam. Hat den Eidechsenfischen nachgespürt, die unterm Sand schwimmen. Er hat den Salzsee gesehen und den Bittersee und die silbrigen Dromedare, die sich wie ramponierte Schiffe vorwärtsbewegen. Er wohnt in einer der letzten Sahara-Oasen (S. 7). Als sein Vater von Rebellen getötet wird, fliehen seine Mutter Jamila und Farid mit dem letzten Geld, das sie besitzen, zum Meer. Dort erwartet sie ein Schlepperschiff mit einem GPS, welches sie an die Küste Italiens bringen soll …  Weiterlesen

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Milena Busquets. Auch das wird vergehen.

busquets_auch_das_wird_vergehenEine alte Weisheit von Blancas Mama ist, dass Schmerz und Kummer vergehen werden, so wie die Begeisterung und das Glück. Die Mama ist tot, doch so schnell vergehen weder Kummer noch Schmerz. Für Blanca beginnt eine schwere Zeit des Abschiednehmens und der Erinnerungen. Doch wo andere Menschen der eigenen Trauer begegnen, indem sie wild anfangen zu lesen oder Musik zu machen, stürzt Blanca sich in das pure Leben. Sie ist eine junge, wilde und sehr schöne Frau. Sie lebt und liebt, wie es ihr gefällt. Sie lebt selbstbestimmt und ist extrem selbstbewusst.

Im Sommer treffen sich alle Freunde und Freundinnen, auch die Väter ihrer beiden Söhne, im Ferienhaus in Cadaqués – einem malerischen Ort in Katalonien, direkt am Meer. Die Tage vergehen mit Bootsfahrten, mit Wein, Essen und gutem Sex. Mit Lachen und mit Streit. Auch mit der allgegenwärtigen Erinnerung an Blancas Mama, die noch immer sehr präsent ist. Die Geschichte ist deshalb aber keine traurige. Sie ist wild schäumend, glitzernd, flirrend, knisternd. Und sprühend vor Intelligenz! Wie ein Sommertag am salzigen Meer. Weiterlesen

Juli Zeh. Nullzeit – Fernweh LANZAROTE

Zeh, NullzeitUnd weiter geht es mit meinem Projekt „Fernweh“. Mit lediglich acht Sätzen pro Buch will ich an Romane erinnern, die sich lohnen, wiedergelesen zu werden, die an ferne Orte führen und in jeden Koffer passen:

War man einmal auf Lanzarote, wird man sich mit Nullzeit wie „zuhause“ fühlen, und wenn nicht – dann nix wie los auf diese atemberaubend schöne Vulkaninsel. 20 Grad, Sonne, dazu der ewig kühlende Wind und in der Ferne die leuchtenden Krater des Timanfaya – so stimmt Juli Zeh mich in diesen Roman ein, der schließlich wie ein sehr raffinierter Psychothriller endet.

Ihre Beschreibungen der faszinierenden Schönheiten der Insel sind einzigartig, egal ob bizarre Steinformen, glitzernde Quallen und schwebende Rochen im salzigen Meer oder an den Uferfelsen explodierende Brandung –

Die gesamte Romanhandlung ist ebenfalls bizarr und explosiv. Sven, Aussteiger und momentan Tauchlehrer auf Lanzarote, empfängt am Flughafen ein Paar, das wie Vater und Tochter auf ihn wirkt. Der alternde Theo und die jugendliche Jola geben sich als Liebespaar, doch spüre ich schnell, dass ihre Beziehung irgendwie seltsam ist. Es kommt zu Spannungen, zu Verstrickungen und schließlich zu einem fast tödlichen Konflikt. Atemlos verschlinge ich diese raffiniert konstruierte Story über die Abgründe des Lebens und der Liebe – vor der einzigartigen Kulisse von Lanzarote.

Juli Zeh. Nullzeit. Verlag Schöffling 2012. 19,95 €. 255 Seiten /btb 2014. 255 Seiten. 9,99 €