Schlagwort-Archive: Freundschaft

Harstad. Max, Mischa & …

harstad_max_mischa_und_die Ted-offensiveWie soll man über einen Roman schreiben, der mehr als 1.200 Seiten umfasst? Ich habe mir gedacht: so kurz wie möglich. Denn dieses Buch muss man selbst lesen. Idealerweise unbefangen und unvorbereitet.

Johan Harstad ist ein norwegischer Autor, geboren in Stavanger. Hier erlebt auch Max Hansen seine Kindheit. Besonders beliebt sind Kriegsspiele, inspiriert durch Coppolas Vietnam-Film Apocalypse Now aus dem Jahr 1979. Max ist elf Jahre alt, als er diesen Film das erste Mal sieht. Szenen daraus ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman. Warum ich auch hier beim Schreiben gerade The Doors mit ihrem unvergesslichen Song The End höre. Apocalypse Now und The End – das bildet für mich irgendwie eine Einheit. Und jetzt gehört auch Harstads Roman dazu. Weiterlesen

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Werden alle sterben?? Ein kleiner Talk mit Mareike zu „Dunkelgrün fast schwarz“

fallwickl_dunkelgrün_fast-schwarzEine der schönen Seiten am Buchhändler- und Bloggerleben ist, dass man oft vorab Romane lesen und entdecken darf. Ohne andere Meinungen, nur mit der eigenen Stimme im Kopf. Es ist zugleich aber auch eine schwere Last, weil man so lange schweigen muss! Aber heute darf ich es endlich laut sagen, so wie bereits viele begeisterte Blogger und Buchhändler und Leser mit mir. Dieses Buch ist einfach grandios! Irgendwann zwischen Weihnachten und Sylvester 2017 habe ich Dunkelgrün fast schwarz verschlungen und während des Lesens bereits mit Mareike gechattet. Ein kleiner Trip in die Vergangenheit … Weiterlesen

Queer gelesen: Unerklärlich logisch und hoch emotional

saenz_die_unerklärliche_logikIst irgend eine Situation kritisch oder gefährlich, dann heißt es bei Sam und Sal: No bueno. Nur diese zwei Worte. Weil beider Leben nicht einfach ist, kommt es ziemlich oft vor, dass sie diese zwei Worte sagen. Ihre richtigen Namen sind Salvador und Samantha, sie leben in El Paso in Texas und sind 17 Jahre alt. Sie reden über fast alles – per SMS oder real, sie fluchen, lachen und weinen gemeinsam. Best friends.
Ein weiterer wichtiger Mensch in Sals Leben ist sein schwuler Dad Vicente. Weswegen er in der Schule manchmal angemacht und “Schwuchtel” genannt wird.
Manchmal schlägt Sal dann zu – ohne Nachzudenken. Er weiß, dass das nicht okay ist. Und er versucht zu lernen, zwischen sich und seinen Schlagreflex einen bewussten Gedanken zu stellen. Was manchmal funktioniert. Ob diese Wut im Bauch und der Wunsch, zu schlagen, von seinem biologischen Vater kommen? Sal hat ihn nie kennen gelernt. Auch an seine Mom kann er sich nicht erinnern. Diese Geheimnisse sollen erst am Ende dieses dramatischen und sehr emotionalen Jugendromans gelöst werden.  Weiterlesen

Ralf Rothmann. Im Frühling sterben

im_frühling_sterbenManche Romane brauchen den richtigen Zeitpunkt. So kommt es, dass ich mich auf dieses bereits im Juni 2015 erschienene Buch erst jetzt einlasse. Bisher mochte ich Rothmanns Romane deshalb besonders, weil sie von der Gegenwart im Ruhrpott, in Polen oder in Berlin erzählten. Weil sie auch von der Liebe erzählten.
Ich will keine Kriegsgeschichte, dachte ich. Bis ich im Urlaub im kleinen Bücherregal des Hotels Im Frühling sterben entdeckt und die ersten Sätze gelesen habe. Ich spürte ihn sofort, diesen ganz bestimmten Erzählton, den ich so sehr schätze und der mich immer wieder zum Lesen seiner Geschichten verführt. Denn Ralf Rothmann gelingt es, ganz normalen Alltag in Literatur zu verwandeln. Seine Romane kommen mit weniger als 300 Seiten aus und erzählen kompakte tiefgreifende Geschichten. Ohne überflüssige langatmige Textpassagen und auf das Wesentliche reduziert, stimmt bei ihm jeder Satz! Weiterlesen

Freundschaft bedeutete, sich geehrt zu fühlen …

yanagihara_portrat… dass man einen anderen in seiner größten Verzweiflung auffangen durfte, und zu wissen, dass man selbst in seiner Gegenwart verzweifelt sein durfte (Seite 303).

Yanagiharas Roman ist ja ein ganz großes Buch über Freundschaft, ein Buch über das man mit guten Freunden reden will (und sollte). Ich möchte Euch daher an dieser Stelle ein Gespräch mit zwei befreundeten Buchhändlerinnen empfehlen. Maria von der Buchhandlung ocelot, die Klappentexterin und ich spürten, ohne dieses gemeinsame Reden funktioniert Yanagiharas Roman einfach nicht.  Hat das Lesen des Buches uns 100 % glücklich gemacht? Ist es eine Story mit Hoffnung auf ein Happy End? Wieviel Schmerz darf eine Autorin ihren Lesern zumuten? Wir  waren uns nicht immer einig. Ganz besonders, als es um den Schmerz und die Düsternis in der Story ging. Maria sagt in dem Gespräch sogar, ich habe das Buch einmal entsetzt gegen die Wand gepfeffert, ich glaube, es löst in vielen Leuten was Tiefes aus. Stimmt schon – manchmal war auch ich verzweifelt, brauchte ein Glas Wein oder einen langen Spaziergang, um Judes Geschichte weiter lesen zu können.

Einig waren wir uns allerdings darin – es ist ein ganz großes Buch, möglicherweise DAS Buch des Jahres. Und ganz sicher ein Buch, über das alle sprechen wollen, die es lesen. Nachzulesen im Literarischen Talk. Weiterlesen