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Rabih Alameddine. Eine überflüssige Frau

alameddine_eine_überflüssige_frauBleibt von jedem gelesenen Roman vielleicht einfach nur ein Bild im Kopf, eine einzelne Szene? Was beispielsweise wird dem Leser dieser Lektüre geblieben sein? Fragen, die sich die etwa 70-jährige Aaliya auf Seite 200 stellt.
Nachdenklich schlage ich das Buch zu und weiß es sofort. Ich werde immer an ein kleines Zimmer in Beirut denken. Vor dem Fenster flackert eine Straßenlaterne (je nach Stromversorgung stark oder schwach). Ich werde den marineblauen Chenille-Sessel sehen, den Gebetsteppich mit dem nach Mekka zeigenden Kompass als Bettvorleger und Kisten voll mit handschriftlichen Übersetzungen der Romane von Tolstoi, Pessoa, Kundera und Nabokov ins Arabische. Aaliyas Wohnung ist mir während des Lesens so vertraut geworden, dass ich für eine Verfilmung das perfekte Setting herrichten könnte. Ach, ja! Inclusive des verstaubten Spiegels. Denn so blitzblank die Wohnung, so halbblind ist der Spiegel. Aaliya ist in einem Alter, da sie sich selbst nicht mehr anschauen mag.

Ihre Leidenschaft ist das Lesen. Überall in ihrer Wohnung stehen Büchertürme herum. Begleitet vom Duft des Jasmins spazieren wir mit ihr durch die Weltliteratur und träumen uns weit weg aus dem Libanon: Meine Bücher verraten mir, wie das Leben in einem zuverlässigen Land ist … Im Vergleich mit dem Mittleren Osten ist die Welt von Burroughs und Garcia Marquez viel vorhersehbarer. Dickens‘ Londoner sind vertrauenswürdiger als die Libanesen (S. 84/85). Weiterlesen

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