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David Foenkinos. Charlotte

Foenkinos_CharlotteVom Cover des Romans schaut sie mich an: Charlotte Salomon. Im April 1917 in Berlin Charlottenburg in der Wielandstrasse 15 geboren, wurde ihr Leben 1943 viel zu früh beendet. Da war sie 26 Jahre alt.
Charlotte war eine große Malerin. Ihr avantgardistischer Stil erinnert an die Gemälde bedeutender Künstler, wie Vincent van Gogh, Marc Chagall, Henry Matisse und Paula Modersohn-Becker.
Wie nähert man sich einem solchen Leben? Der französische Autor Foenkinos verzweifelt fast:

Dann fing ich an, mir Notizen zu machen. Notizen über Notizen, jahrelang …
Ich saß immer da und wollte dieses Buch schreiben.
Aber wie? 

Durfte ich selbst darin vorkommen? 

Konnte ich aus Charlottes Geschichte einen Roman machen?

Welche Form sollte das Ganze annehmen? 

Ich schrieb, löschte, kapitulierte.
Ich brachte keine zwei Zeilen zu Papier.
Nach jedem Satz geriet ich ins Stocken.
Es ging einfach nicht weiter.
Ich verspürte beständig das Verlangen, eine neue Zeile zu beginnen.
Um durchatmen zu können.

Irgendwann begriff ich, dass ich das Buch genau so schreiben musste (S. 73/74).
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Anna Quindlen. Ein Jahr auf dem Land

Quindlen_Ein_Jahr_auf_dem_LandStill life with bread crumbs – so ist der Originaltitel dieses wundervollen Romans, in welchem es auch um Fotografie und um Stillleben geht. Irgendwie gefällt er mir besser, als der Titel der deutschen Übersetzung und tatsächlich dachte ich zuerst, hm, noch ein Apfelbuch, schaute aber glücklicherweise mal rein in die Story und … begegnete einer ganz außergewöhnlichen und mir schnell sehr vertrauten Romanfigur: Rebecca Winter, Fotografin in New York.

Beim Lesen fühlt es sich an, als hätte auch ich eine Fotokamera in der Hand und würde mich mit jedem Kapitel näher an Rebecca heran zoomen. Zuerst beobachte ich sie aus gesicherter Entfernung mit einem Teleobjektiv. Ich sehe eine dunkelhaarige, zierliche Frau, ca. 60 Jahre. Ihre Schulter gleicht einer weichen, weißen Landschaft, so verschwommen sind die Konturen. Assoziationen zu Wüsten- und Sandbildern entstehen. Rebecca selbst hat manchmal solche Bilder gemacht. Immer in Schwarzweiß. Nie in Farbe! Weiterlesen