Schlagwort-Archive: DuMont Buchverlag

Lilja Sigurdardóttir. Island-Trilogie

“Du machst genau so viele Touren, wie wir wollen, Süße” – als Anwalt Porgeir diesen Satz zu Sonja sagt, wird ihr schlagartig klar, dass sie in der Falle sitzt. Gerade hatte sie vier Kilogramm reines Kokain aus London nach Reykjavik geschmuggelt. Eigentlich will sie aussteigen, es ist genug! Das Geld müsste jetzt reichen, um ihren Sohn Tómas zurück zu holen.

Da ihr Mann Adam nach der Scheidung das alleinige Sorgerecht für das Kind erhalten hatte, konnte sie Tómas kaum sehen. Und es war Anwalt Porgeir, der versprochen hatte, ihr zu helfen, wenn sie eine bestimmte Summe Geldes aufbringen könnte …

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Dankbarkeiten von Delphine de Vigan

de_vigan_dankbarkeitenMischka hat einmal als Korrektorin einer großen französischen Zeitung gearbeitet – heute fühlt sie sich “zerlöchert” und “ausgeschöpft”.
Worte und Erinnerungen entgleiten ihr, fallen ihr nicht mehr ein. So kommt es dann, dass sie “Das ist nicht nötlich” oder “Nein, dante” sagt. Sie ist dabei allerdings bei vollem geistigen Bewusstsein. Mischka spürt also, dass sie etwas verliert. Sie leidet an beginnender Aphasie – aus dem Griechischen übersetzt bedeutet es “Sprachverlust, ohne Sprache sein”. Weiterlesen

John von Düffel. Der brennende See

Düffel_Der_brennende_See_CoverWenn eine Tür sich schließt, öffnet sich immer eine nächste … diese Weisheit ist für mich Realität geworden.

Gestern früh habe ich die wundervolle Buchhandlung ocelot in Berlin Mitte als neue Kollegin im Team betreten. Hier werde ich zukünftig an einigen Tagen pro Woche arbeiten. Den anderen Teil der Woche werde ich in der Charlottenburger Buchhandlung der divan sein.

Vor einigen Wochen saß ich noch als Gast in der ersten Reihe im ocelot und stellte mir vor, wie es sein würde, hier zu arbeiten … nun liegt ein erster glücklicher Tag hinter mir. Es war am Abend des 28. Januar und John von Düffel stellte in einer Vorpremiere seinen Roman Der brennende See vor.
Und weil es ein paar Fragen gibt, die ich ihm an jenem Abend gern gestellt hätte, dies aus Zeitgründen aber dann doch nicht getan habe, beantworte ich sie mir hier einfach selbst: Weiterlesen

Fragen zum neuen Roman von Murakami – Fragen zu Kishidanchō goroshi

murakami_commendatore_band1In wenigen Tagen erscheint der erste Band von Haruki Murakamis Die Ermordung des Commendatore (im japanischen Original: Kishidanchō goroshi). Meine Nerven liegen praktisch blank. Ich bin aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten. Gedanklich öffne ich seit Anfang Januar jeden Tag ein Türchen in meinem imaginären Adventskalender. Bis ich das Buch endlich in der Hand halten werde.

Oft habe ich mir in den letzten Wochen versucht vorzustellen, wie aufregend und hektisch es erst im DuMont Buchverlag sein muss! Vertrieb, Presseabteilung, Druckerei, Marketing … laufen nicht alle Abteilungen auf Hochtouren? Fragen türmten sich auf. Fragen außerdem zur Übersetzung und zum Inhalt des Buches. Ich habe diese Fragen dann an den Verlag geschickt. Die Antworten der Übersetzerin Ursula Gräfe (UG) und der Vertriebsleiterin Imke Schuster (IS) sind vor wenigen Tagen in meinem Mailordner gelandet.  Weiterlesen

Ich laufe, um Leere zu erlangen. Haruki Murakami

murakami_wovon_ich_redeEin Marathonläufer bewegt sich ausdauernd, gleichmäßig  und diszipliniert. Um seine Kraft nicht zu verlieren, läuft er nie zu schnell – ohne dabei jedoch auffallend langsamer zu werden. Gleiches kann man von einem guten Schriftsteller sagen. Wie sonst kann einer mehr als 30 Jahre lang immer wieder neue Ideen für die verrücktesten Geschichten finden und Millionen Leser weltweit so konstant begeistern?! Dazu gehört doch ein extrem hohes Durchhaltevermögen. Es gehört Ausdauer dazu und Disziplin. Ein langer Atem außerdem und der Glaube an sich selbst und an sein Schreiben. So muss es wohl sein, denn so liest man es in den autobiographischen Büchern Haruki Murakamis. Doch wie kam einer wie er zum Schreiben? Wie fing das an? Weiterlesen

Homegoing. Heimkehren. Yaa Gyasi

gyasi_heimkehrenEin Buch, das mich vor einigen Wochen sehr bewegt hat, ist Heimkehren von Yaa Gyasi. Von der Story und den Figuren los zu lassen, fiel mir extrem schwer. Ich brauchte mehrere Tage, um überhaupt Lust zu haben auf ein neues Buch. Und das will schon was heißen! Nun schreibe ich darüber und habe das Gefühl, ein Theatervorhang öffnete sich. Wieder und wieder würden Esi, Effia, Ness, H und all die anderen auf die Bühne treten und sich bei tosendem Applaus verneigen. Jede Figur vertraut, so vertraut.
Der Roman beginnt in Afrika vor mehr als 200 Jahren mit den Mädchen Esi und Effia. Sie sind Halbschwestern und kennen sich doch nicht. Esi schließlich wird gefangen genommen und als Sklavin in die USA verschleppt, Effia muss einen weißen Briten heiraten, der in Afrika stationiert ist. Kapitel für Kapitel geht es in großen Sprüngen durch die Jahrhunderte bis ins Heute. Weiterlesen

Margaret Mazzantini. Das Meer am Morgen

mazzantini_das_meer_am_morgenFarid, Nachfahre nomadisierender Beduinen in Libyen, hat das Meer nie gesehen. Nie ist er durch seine erfrischenden Wellen getaucht. Doch in seiner Phantasie sieht er es oft vor sich … sternenübersät wie der Mantel eines Paschas. Blau wie die blaue Mauer der toten Stadt. Er hat die versteinerten Muscheln gesucht, die vor Jahrmillionen verschüttet wurden, als das Meer in die Wüste kam. Hat den Eidechsenfischen nachgespürt, die unterm Sand schwimmen. Er hat den Salzsee gesehen und den Bittersee und die silbrigen Dromedare, die sich wie ramponierte Schiffe vorwärtsbewegen. Er wohnt in einer der letzten Sahara-Oasen (S. 7). Als sein Vater von Rebellen getötet wird, fliehen seine Mutter Jamila und Farid mit dem letzten Geld, das sie besitzen, zum Meer. Dort erwartet sie ein Schlepperschiff mit einem GPS, welches sie an die Küste Italiens bringen soll …  Weiterlesen

Rasha Khayat. Weil wir längst woanders sind

kayat_weil_wir_längst_woanders_sindLayla und Basil sind zwei untrennbar und sehr eng miteinander verbundene Geschwister. Viele Jahre gemeinsamen Lebens mit Alex in einer Hamburger WG lösen eine intensiv schöne Kindheit ab. Doch dann ist Layla plötzlich weg. Basil ist schockiert und wütend, als er erfährt, dass seine Schwester eine traditionelle Ehe in Jeddah in Saudi-Arabien eingehen will. Dort, wo beide aufgewachsen sind. Wo sie Freunde hatten, wo sie zur Schule gegangen sind, wo sie als Kinder glücklich waren.

Fremd fühlten sich Layla und Basil immer bei den Großeltern in Deutschland, wo  sie regelmäßig die Sommerferien verbracht haben. Eines Tages geht es nach den Schulferien nicht wie gewohnt zurück in die arabische Heimat. Beide Kinder sind völlig ahnungslos, als ihre Eltern Barbara und Tarek sich für ein Leben in Deutschland entscheiden. Basil versucht sich später zu erinnern, ob er es irgendwie hätte ahnen können: Weiterlesen

Haruki Murakami. Wenn der Wind singt. Pinball 1973 – eine bekennende Harukinistin erzählt

murakami_wenn_der_wind_singtAm 15. Oktober 2010 bin ich Haruki Murakami begegnet. Es gab keine Garantie für sein Kommen. Es gab keine Garantie für sein Bleiben – nicht einmal, als er dann wirklich und real dort auf der Bühne im Admiralspalast saß. An einem schmalen Holztisch, mit Blick ins Publikum. Und jeder wusste, er würde wortlos die Bühne verlassen, sollte ein einziges Handy aufblitzen.  Bitte nicht fotografieren, mahnte ein Banner über der Bühne.

Vielleicht gerade deshalb ist dieses Ereignis in meinem Kopf minutiös aufgezeichnet. Ich musste mich nicht auf den Moment für das perfekte Foto konzentrieren. Ich war hochgradig und mit 100 % in der Gegenwart. Ganz besonders, als ich mich in die Schlange zum Signieren einreihte. Auch hier gab es Beschränkungen: keine Bierdeckel, keine Notizblöcke und auch keine Unterarme (!!) würde Murakami signieren, sondern nur ein einziges Buch: 1Q84!! Mit diesem Roman und der Taschenbuchausgabe von Wilde Schafsjagd unter dem Arm, rückte ich in der Schlange weiter vor. Stand dann vor ihm. Mutig, optimistisch und mit einem strahlenden Lächeln wedelte ich mit der Wilden Schafsjagd. Auf meine Frage „It’s possible, to take two?“, nickte Murakami großzügig. Signierte beide Bücher für mich. Dabei haben wir ein bißchen geplaudert.

Und jetzt sitze ich hier, habe diese Bilder im Kopf und lese seine beiden ersten Romane Wenn der Wind singt (1979) und Pinball 1973 (1980).
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