Schlagwort-Archive: Asyl

Imbolo Mbue. Das geträumte Land

mbue_das_getraumte_landEinige Tage lang habe ich vier außergewöhnliche Menschen durch New York begleiten können. Es wurde geliebt und gelacht, getrunken und gestritten. Ich habe viel erfahren über Familie und Zusammenhalt in schweren Zeiten. Wo es manchmal einfacher gewesen wäre, wegzulaufen oder sich für immer zu trennen. Es wurden Entscheidungen mit enormem Weitblick getroffen, die ich gar nicht erwartet hatte und die dann doch einleuchtend waren. Das geträumte Land hat mich am Ende sehr überrascht. Irgendwie hatte ich ganz eigene Vorstellungen und Wünsche für die Story. Und ganz besonders für Neni Jonga …  Weiterlesen

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Julya Rabinowich. Dazwischen: Ich

rabinowich_dazwischen_ich_hanserWeil unausgesprochene Worte manchmal wie Hühnerknochen sind, die sich im Hals verkeilen, schreibt die fünfzehnjährige Madina alles auf, was sie bedrückt. Eigentlich ist sie ein ganz normales Teenagermädchen, das sich Gedanken um das Leben, um die Schule und um seine Familie macht. Wenn da nicht ihre Vergangenheit wäre …

Wo ich herkomme? Das ist egal. Es könnte überall sein. Ich komme von überall. Ich komme von Nirgendwo. Hinter den sieben Bergen. Und noch viel weiter. Dort, wo Ali Babas Räuber nicht hätten leben wollen. Jetzt nicht mehr. Zu gefährlich (S. 7).

Autorin Julya Rabinowich lässt ihre Figur Madina Tagebuch schreiben und gibt so unzähligen Mädchen aus verschiedensten Ländern eine einzige sehr persönliche Stimme. Diese beeindruckt, hallt lange nach. Dazwischen: Ich ist ein Jugendroman, auch für Erwachsene. Seine Kraft und Stärke liegt in der ganz besonderen Sprache zwischen frech und schüchtern, draufgängerisch und verängstigt. Manchmal springt die Stimmung von einer Zeile zur nächsten. Von nachdenklich auf aggressiv. Beispielsweise fragt Madina sich, warum sie oft und gerne richtig wütend ist. Naja, schreibt sie, sie fühle sich dann lebendig. Wenn ich traurig bin, spüre ich wenig, fast nichts. Scheiß dich nicht an (S. 76).  Weiterlesen

Abbas Khider. Ohrfeige

khider_ohrfeige_hanserWas unterscheidet einen braven Bürger im bayerischen Niederhofen von einem guten und sehr leckeren (Ham)Burger? Ganz einfach: der Umlaut! Deutscher Buerger mit Umlaut. Burger King ohne Umlaut …
Diese nüchterne und einfache Erklärung erteilt ein bayerischer Beamter Karim und Rafid auf ihre Nachfrage, was ein Bürger sei. Als sie den Unterschied begreifen, lacht Rafid sich darüber fast zu Tode.
Dabei ist wirklich wenig lustig im Leben der Beiden. Dem Ich-Erzähler Karim Mensey gelingt aber ein humorvoller Blick auf jede noch so ausweglose Situation. Der Roman „Ohrfeige“ ist so skurril und absonderlich wie das Leben seiner Figuren. Manchmal urkomisch und dann plötzlich tieftraurig. Der Phantasie und der unendlichen Hoffnung seiner Erzählers Karim verdanke ich, die harte Realität seines Alltags auszuhalten. Karim versteht es ja selbst manchmal nicht mehr … Dort fiel eine Bombe, hier wurde Wodka getrunken. Dort starb ein Mensch … hier hatte ich einen Orgasmus. Es war skurril. Alles fand gleichzeitig statt (S. 197)  Weiterlesen