Die Radio-Nachrichten über Israel und den Gaza-Streifen haben mich dazu bewegt, einen geistigen Trip in den Nahen Osten zu machen. Es fällt so schwer, zu verstehen, was dort täglich passiert.
Eine wirklich große Einsicht konnte Assaf Gavron mir mit seinem im Jahr 2008 erschienen Roman „Ein schönes Attentat“ vermitteln. 1968 geboren, lebt Gavron heute in Tel Aviv. Er ist Autor und Songwriter für eine indiepunk-Band. Er hat außerdem an der Entwicklung des Video-Spiels PeaceMaker mitgewirkt, dessen Inhalt das Verständnis des Nahost-Konfliktes und eine friedliche Lösung für beide Seiten ist. Ich hatte vor einigen Jahren das große Glück, Assaf Gavron bei einer Lesung zu begegnen. Seine Meinung 2008 zur Krise in Nahost war, dass es eine Chance für die friedliche Lösung des Konfliktes gibt.
Warum er so fest daran glaubt, erzählt er in „Ein schönes Attentat“. Mit sehr viel Verständnis und Einfühlungsvermögen in seine Figuren Eitan und Fahmi, deren Verhalten er nie bewertet oder verurteilt….
… Eitan Einoch, ein junger Israeli, hat drei Attentate überlebt – war es Zufall oder einfach Glück? Eitan wird zum gefeierten Superstar in den Medien. Mit dem Ruhm kann er schwer umgehen, mußte er doch erleben, wie geliebte Menschen – eben noch an seiner Seite – in Sekundenbruchteilen in den Tod gerissen wurden. Sein altes Leben entgleitet ihm mehr und mehr, bis er eines Tages Fahmi im Krankenhaus besucht.
Fahmi, ein junger palästinensicher Selbstmordattentäter, liegt nach einem Anschlag im Koma. Als Leser bin ich in seinem Kopf, lebe mit ihm seine Erinnerungen und entdecke dabei einen zutiefst in seiner Seele verletzten kleinen Jungen. Aufgewachsen im Gaza-Streifen, ohne jede Chance, wollte Fahmi so gern ein ganz normales Leben haben: einen Job, eine Freundin.
Diese rasant erzählte, sehr lesenswerte und zutiefst menschliche Story ist für mich eine der Besten, die es momentan zum Thema Nahostkonflikt gibt.

Assaf Gavron. Ein schönes Attentat. Aus dem Hebräischen von Barbara Linner. Luchterhand München 2008. 350 Seiten. 19.95 / btb taschenbuch 2010. 350 Seiten. 9,99 €
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