Organisiert von der Agentur Kirchner Kommunikation, ging es gestern gemeinsam mit sechs BloggerInnen einmal quer durch Berlin. Ein literarischer Trip – von Kreuzberg über Charlottenburg und Mitte bis nach Prenzlauer Berg. Als Berlinerin könnte ich fragen, ob es da noch so viel Unentdecktes geben kann. Es kann. Und wie! Die Welt der Berliner Buchhandlungen und Verlage ist vielfältig und bietet unendliche Möglichkeiten.
Bei einem Brunch im Büro der Kirchner Kommunikation lernen wir die Leipziger Illustratorin Christina Röckl kennen. Im Herbst diesen Jahres erscheint der von ihr illustrierte Roman Liegender Akt in Blau im kunstanst!fter Verlag. Erzählt wird die tragische Liebesgeschichte des Malers Nicolas de Staël und seiner letzten Muse. Um sich für diesen Roman inspirieren zu lassen, hat sie authentische Orte in Italien und Frankreich aufgesucht. Wieviel Arbeit in einem einzigen Bild stecken kann! Ich muss zugeben, dass ich voll tiefstem Respekt dort sitze und staune. Christina malt wild bunte Bilder in kräftigen Farbtönen. Für ihr Debüt Und dann platzt der Kopf hat sie 2015 den Deutschen Jugendliteraturpreis (Sparte Sachbuch) erhalten.
Wir verlassen die Büroräume in der Gneisenaustraße. Draußen Regen und graue Wolken, doch in unseren Herzen ist alles licht und hell. Beste Stimmung! Weiter geht es mit der U7 bis nach Charlottenburg. Ein kleiner Spaziergang durch die belebte Kantstrasse führt und bis zur Hausnummer 76 und direkt in die Räume der Buchhandlung „Hedayat“, wo uns Inhaber Abbas Maroufi und seine Tochter auf ganz bezaubernde Art empfangen.
Ich bin gar nicht mehr in Berlin, denke ich, und genieße das Gefühl, ich würde jetzt in Teheran in einem kleinen Buchladen stehen. Wie gewohnt, wenn ich auf Reisen bin, inspiziere ich interessiert die Bücherregale. Ich schaue, ob es auch was von Haruki Murakami gibt. Enttäuscht breche ich mein Vorhaben ab. Ich kann kein Farsi lesen! Und außerdem bekommen wir jetzt Tee in kleinen Gläsern serviert und werden eingeladen, in einem kleinen Raum Platz zu nehmen.
Einleitend erzählt der in Teheran geborene Autor Abbas Maroufi von seiner schwierigen Ankunft in Deutschland 1996. Angestellt in einem kleinen Hotel in Wandlitz, hoffte er damals, nachts schreiben zu können, doch hat er keine einzige Zeile zustande bekommen. Angst, Depression und Ungewissheit plagten den jungen Emigranten. Heute sitzt hier ein selbstbewusster Autor, Inhaber einer Buchhandlung und Dozent, der uns schließlich im Gespräch mit Lisa Schöttler, Lektorin Edition Büchergilde, seinen im Oktober erscheinenden Roman Fereydun hatte drei Söhne vorstellt.
Auf meine Frage, ob er auch Bücher von Autoren aus Deutschland oder Amerika im Sortiment hätte, antwortet Abbas Maroufi auf geheimnisvolle Weise, dass er beispielsweise Murakami und Ishiguro auf Farsi da hätte. Ich bin sprachlos, wie kommt er jetzt auf Murakami?! Aber, ergänzt er, er hätte natürlich auch Autoren wie Dostojweski, Horvath und Kafka auf Farsi. Zum Abschied holt er mir alle Romane von Murakami aus dem Regal und überrascht mich mit dieser Fülle von wunderschönen Buchcovern, die ich überglücklich fotografiere.
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